Regionalbauernverband Mittweida e.V.
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14.11.2016

Milchkaufverträge statt Lieferverträge

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In seiner jüngsten Sitzung diskutierte der Vorstand des RBV Mittweida die aktuelle Lage in den Betrieben. Vor der Ernte dominierten noch der Durchhaltewillen und die Hoffnung, mit den Erlösen aus dem Feldbau die ruinöse Milchviehhaltung "zwischenzeitlich" zu subventionieren. Erträge jenseits der 100 dt/ha bei Getreide und über 50 dt/ha Raps sind aber nicht in jedem Jahr zu erreichen. Durchschnittliche Erträge und deutlich gesunkene Getreidepreise boten keine Möglichkeit, Verluste aus der Milchproduktion auszugleichen.

Die bisher zugesagten Hilfen für die Milchviehhalter können einzelnen Erzeugern eine Hilfe sein, für eine langfristige und nachhaltige Stabilisierung der Preise sind sie natürlich keine Lösung. Im Gegenteil, unsere Marktpartner können sich weiter entspannt zurücklehnen.

Staatsminister Schmidt und Präsident Vogel haben bei mehreren Gelegenheiten auf die ungünstige Vertragsgestaltung zwischen Milcherzeuger/EZG und Molkerei verwiesen. Milcherzeuger müssen endlich verkaufen und nicht nur abliefern können!

Bereits zur Milchkonferenz Ende Januar wurde in die Diskussion zu möglichen Lösungsansätzen eingestiegen. Diese Diskussion muss vorurteilsfrei und vor allem ergebnisorientiert fortgeführt werden. Der Fachausschuss Milch des SLB muss umgehend über Neugestaltung der Lieferbeziehungen, Milchpreisabsicherung über die Börse, Mehrpreismodelle, Back-to-Back-Verträge oder auch Versicherungsmodelle diskutieren!

Da die Molkereien bisher wenig Interesse an Veränderungen gezeigt haben, muss der Druck auf sie, aber auch auf die Vorstände der Molkereigenossenschaften und Erzeugergemeinschaften deutlich erhöht werden. Vom Berufsstand sollte ein Vertragsentwurf zur Neugestaltung der Lieferbeziehungen vorgelegt und mit den Marktbeteiligten diskutiert werden. Ziel aller Bemühungen müssen Verträge sein, die konkrete Festlegungen zu Liefermenge, Qualität und Preise für mehrere Monate im Voraus enthalten.

Sollte keine gemeinsame Lösung zwischen Milcherzeugern, EZG und Molkereien gefunden werden, dann bleibt nur der Weg, bestehende Lieferverträge zu kündigen und neu verhandeln. Sicher wird dabei aber der Einzelne, egal welcher Betriebsgröße, keine guten Chancen haben. Hier ist die Einigkeit des Berufsstandes gefragt. Nur wenn möglichst viele Milcherzeuger ihre Verträge kündigen, werden die Molkereien endlich zum Handeln gezwungen.

Aktuell ist die Verhandlungsposition der Milcherzeuger günstig wie lange nicht, da die Molkereien Rohstoff suchen. Wenn wir jetzt nicht endlich selbst aktiv werden, brauchen wir bei der nächsten Milchkrise nicht mehr auf Verständnis in der Bevölkerung und auf Hilfe seitens der Politik zu hoffen.

Wir rufen alle Berufskollegen auf, Milchlieferverträge zum unmittelbar frühestmöglichen Termin zu kündigen und möglichst kurzfristige Milchkaufverträge abzuschließen!



RBV Mittel- und Westsachsen e. V.  I  Am Berg 1  I  09232 Hartmannsdorf  I  Telefon: 03722 / 600 11 77