Regionalbauernverband Mittweida e.V.
Regionalbauernverband Mittweida e.V.

Aktuelle Meldungen aus der Region



zurück


03.12.2018

Minister zu Gast im Verband

1-MGV-MW-03.jpg
Vergangenen Donnerstag wurde in Gegenwart des Sächsischen Staatsministers für Umwelt und Landwirtschaft, Thomas Schmidt, zur Mitgliederversammlung des RBV Rechenschaft abgelegt. In seinem Bericht ließ der Vorsitzende, Christian Richter, das vergangene Jahr noch einmal Revue passieren.

Das vergangene Jahr wird sicher allen noch lange in Erinnerung bleiben. Von Januar bis Oktober war es in Deutschland so warm gewesen wie noch nie seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen im Jahr 1881 und vor allem muss der Begriff „Schönes Wetter“ sicherlich neu definiert werden. Verbunden waren die hohen Temperaturen mit einer überdurchschnittlichen Sonnenscheindauer und insbesondere mit einer extremen Trockenheit. Die Ernte begann in diesem Sommer so früh wie seit vielen Jahren nicht und konnte zügig abgeschlossen werden. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren gab es keine regenbedingten Ernteunterbrechungen und Trocknungskosten waren auch kein Thema. Probleme bei der Ernte bereiteten in diesem Jahr allerdings die extreme Staubentwicklung und auch zahlreiche Feldbrände. Bundesweit wurde die schlechteste Getreideernte seit 1994 eigefahren. Die Hektarerträge bei Getreide ohne Körnermais lagen laut dem BMEL-Erntebericht 18,6 Prozent unter dem dreijährigen Mittel der Vorjahre, die von Raps waren im Vergleich zum 3-Jahresmittel 21 Prozent niedriger. Auch die Herbstbestellung bereitete in den letzten Wochen große Sorgen, da die Bodenfeuchtigkeit zum Keimen des Saatgutes fehlte. Insgesamt kann aber für unsere Region eingeschätzt werden, dass die befürchtete Katastrophe im Ackerbau ausgeblieben ist!

Deutlich drastischer als bei den Ackerkulturen haben sich die monatelange Trockenheit sowie die hohen Temperaturen beim Futteranbau ausgewirkt. War der erste Schnitt noch im üblichen Rahmen, fiel der 2. Schnitt deutlich schlechter aus als in vergangenen Jahren. Ein dritter und vierter Schnitt entfielen meist gänzlich. Aus den fehlenden Mengen ergeben sich enorme Probleme bei der Grundfutterversorgung für die viehhaltenden Betriebe. In einigen werden die Futtervorräte vermutlich nicht bis zur nächsten Ernte reichen. Ein Tierbestandsabbau wird wahrscheinlich nicht zu vermeiden sein.

Nach vergleichsweise auskömmlichen Preisen im Jahr 2017 befinden sich die Milchpreise seit Jahresbeginn erneut auf einer rasanten Talfahrt. Kaufzurückhaltung bei Butter und das anhaltende Nachfragetief bei Magermilchpulver waren Ursachen dafür. In den ersten 2 Monaten des Jahres hatte eine große sächsische Molkerei den Milchpreis in 2 Schritten um 7 Cent abgesenkt. Dies entspricht einem Preisrückgang von 20 Prozent! Erst ab September wurde die Grenze von 30 Cent Grundpreis wieder überschritten. Abzuwarten bleibt, wie sich die prekäre Grobfuttersituation in den nächsten Monaten auf die Milchanlieferung auswirken wird.

Das zu Ende gehende Jahr war für die Schweinehalter wieder einmal ein sehr schwieriges. Seit Jahresbeginn befindet sich der Schweinepreis in einer lang anhaltenden Tiefpreisphase. Lediglich in 5 Wochen des Jahres konnten die Schweinemäster einen Preis von 1,50 Euro je kg Schlachtgewicht oder leicht darüber erzielen und das trotz bestem Grillwetter und Fußball-WM. Im Jahresdurchschnitt wird voraussichtlich nur 1,42 Euro erreicht. Damit liegt der Durchschnittspreis 20 Cent unter dem des Vorjahres und es konnte zu keiner Zeit des Jahres Kostendeckung erreicht werden.

Ein besonderes Trauerspiel für alle Schweinehalter ist das politische Gezerre um die Verlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration. Der Bauernverband hatte bereits seit 2016 kritisiert, das die von der Politik als Alternativen angepriesenen Lösungen nicht praktikabel sind. Völlig unverständlich ist, dass Ferkel, die im Ausland nach einer in Deutschland nicht zugelassenen Methode kastriert werden, nach Deutschland eingeführt, in Deutschland gemästet und in Deutschland geschlachtet werden können. Und das alles mit dem Segen von QS!

Kurz ging der Vorsitzende zum aktuellen Diskussionsstand der GAP nach 2020 ein. Die Anfang Juni von EU-Landwirtschaftskommissar Hogan präsentierten Legislativvorschläge für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2020 sind ein Schlag ins Gesicht der ostdeutschen Landwirtschaft. Nach den Überlegungen der EU-Kommission sollen Direktzahlungen zukünftig verbindlich ab einer Höhe von 60.000 Euro stufenweise gekürzt und auf einen jährlichen Maximalbetrag von 100.000 Euro je Betrieb begrenzt werden. Diese Kappung würde nach ersten Schätzungen den Landwirten in Sachsen jährlich bis zu 70 Millionen Euro EU-Mittel entziehen. Eine Anrechnung der Löhne und Gehälter mit Steuern und Sozialabgaben soll die Kappung schmackhaft machen. Die volle Anrechnung ist aber nicht verlässlich und böte zukünftig jede Menge politischen Spielraum, um die Schrauben diesbezüglich anzuziehen. Aus diesem Grund wird jegliche Kappung und Degression strikt abgelehnt! Die Diskussion „Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“ verkennt den eigentlichen Ursprung der Direktzahlungen. Diese sind ein Ausgleich für die deutlich höheren Sozial-, Tierschutz- und Umweltstandards im Vergleich zu Mitbewerbern auf dem Weltmarkt. Die finanziellen Mittel zum Ausgleich dieser Nachteile wurden in den vergangenen Jahren regelmäßig gekürzt. Darüber hinaus wurden ständig zusätzliche Anforderungen und Bedingungen an diese Zahlungen geknüpft.

Nach dem Bericht der Kassenprüferin folgte der Vortrag von Staatsminister Schmidt zur GAP nach 2020. Thomas Schmidt stellte zu Beginn seines Vortrags klar, dass die EU zukünftig mehr die Ziele vorgeben wolle, nicht so sehr die Wege zur Erreichung der Ziele. Es soll mehr Spielräume für die einzelnen Staaten geben. Jeder Mitgliedsstaat wird einen nationalen Strategieplan haben. Weiterhin stellte der Minister heraus, dass es weiterhin das 2-Säulen-Modell bei uns geben wird. Da die Auflagen und Restriktionen immer mehr werden, so der Staatsminister, müsse man aber nach der nächsten Förderperiode verstärkt über einen Ausstieg aus der 1. Säule nachdenken. Durch den Brexit fehlen dem EU-Haushalt etwa 13 Milliarden Euro. Die eine Hälfte soll durch höhere Beiträge ausgeglichen werden und die andere Hälfte durch Einsparungen. Deutschland wird rund 10 Prozent seiner EU-Zahlungen verlieren. In Sachsen wird es vermutlich zu größeren Einschnitten in der 2. Säule kommen, da der Freistaat hier in der Vergangenheit überproportional viel Geld erhalten hat. Abschließend informierte der Minister noch zum aktuellen Stand bei der Beantragung von Dürrehilfen.

In der nachfolgenden Diskussion wurden Möglichkeiten der Nutzung nicht abgerufener Mittel aus der investiven Förderung und die Probleme im Umgang mit dem Wolf angesprochen. Insbesondere letzteres Thema erhitzte die Gemüter sehr.



2-MGV-MW-04.jpg
1-MGV-MW-05.jpg
RBV Mittel- und Westsachsen e. V.  I  Am Berg 1  I  09232 Hartmannsdorf  I  Telefon: 03722 / 600 11 77