Regionalbauernverband Mittweida e.V.
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22.11.2018

Vorstand legt Rechenschaft ab

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Auch in diesem Jahr fand die Mitgliederversammlung des Regionalbauernverbandes wieder im Speisesaal der Friweika e.G. Weidensdorf statt. Zahlreiche Mitglieder waren der Einladung gefolgt.

Zunächst wurde der Bericht vom Vorsitzenden Rainer Stauch mit Ausführungen zum vergangenen Jahr vorgetragen. Anschaulich und informativ resümierte er, was für Problem im abgelaufenen Jahr von den Landwirten zu meistern waren und dass es Kapriolen nicht nur beim Wetter gab.

Ein nochmaliger Wintereinbruch im März mit stellenweise -20°C, nachdem schon der erste Stickstoff gestreut wurde, dann ab April bis Ende Oktober wahres Sommerwetter – ein größeres Auf und Ab konnte es nicht geben. Die Durchschnittstemperatur lag in den vergangenen zehn Monaten bei 11,6 Grad und damit um 2,2 Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Die hohen Temperaturen, die überdurchschnittliche Sonnenscheindauer und der akute Wassermangel setzten den Beständen zu. Im Verbandsgebiet fielen von Januar bis November gerademal 50 Prozent der sonst üblichen Niederschläge. Die Ernte begann so früh, wie seit vielen Jahren nicht. Die Erntekonnte zügig und ohne Trocknungskosten eingebracht werden. Die besten Erträge erreichte die Wintergerste mit +14 % über dem allerdings sehr schlechten Vorjahr und 5 % unter dem 5-jährigen Mittel. Bei Winterweizen wurden 7 % weniger geerntet. Das 5-jährige Mittel wurde sogar um 14 % verfehlt. Sommergerste lag auf dem Niveau des schlechten Vorjahres, aber 15 % unter dem langjährigen Mittel. Raps brachte 20 % weniger als im schon schlechten Vorjahr. Das langjährige Mittel wurde sogar um 23 % verfehlt. Auch die Herbstbestellung bereitete in den letzten Wochen große Sorgen, da die Bodenfeuchtigkeit zum Keimen des Saatgutes fehlt. Teilweise mussten Flächen umgebrochen und neu angesät werden.

Deutlich drastischer als bei den Ackerkulturen haben sich die monatelange Trockenheit und die hohen Temperaturen beim Futteranbau ausgewirkt. War der erste Schnitt noch im üblichen Rahmen, fiel der 2. Schnitt deutlich schlechter aus als in vergangenen Jahren. Ein dritter und vierter Schnitt entfielen meist gänzlich. Die Landwirte nutzten jede Möglichkeit, etwas Fressbares von der Fläche zu ernten. Aus den fehlenden Mengen ergeben sich enorme Probleme bei der Grundfutterversorgung für die viehhaltenden Betriebe. In vielen werden die Futtervorräte vermutlich kaum bis zur nächsten Ernte reichen. Ein Tierbestandsabbau wird wahrscheinlich nicht zu vermeiden sein.

Nach vergleichsweise auskömmlichen Preisen im Jahr 2017 befinden sich die Milchpreise seit Jahresbeginn auf Talfahrt mit Abbremsung kurz vor Jahresschluss. Kaufzurückhaltung bei Butter und das anhaltende Nachfragetief bei Magermilchpulver waren Ursachen dafür. Bei den Trinkmilchpreisverhandlungen Anfangs des Monats konnten die Molkereien bei Trinkmilch nur 1 Cent Preiserhöhung durchsetzen. Gleichzeitig wurden aber die Butterpreise um 10 Cent für das Stück gesenkt. Abzuwarten bleibt, wie sich die prekäre Grobfuttersituation in den nächsten Monaten auf die Milchanlieferung auswirken wird.

Für die Schweinehalter war das zu Ende gehende Jahr wieder einmal ein sehr schwieriges Jahr. Der Schweinepreis befindet sich in einer lang anhaltenden Tiefpreisphase. Lag der Schweinepreis im Sommer 2017 über mehrere Wochen bei 1,80 Euro, so wurde in diesem Sommer für gerademal 3 Wochen in der Spitze 1,55 € erreicht, trotz bestem Grillwetter und Fußball-WM. Im Jahresdurchschnitt wird voraussichtlich nur 1,42 Euro erreicht.
Damit liegt der Durchschnittspreis 20 Cent unter dem des Vorjahres und es konnte zu keiner Zeit des Jahres Kostendeckung erreicht werden.

Das politische Gezerre um die Verlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration ist ein Trauerspiel. Der Bauernverband hatte bereits seit 2016 kritisiert, das die von der Politik als Alternativen angepriesenen Lösungen nicht praktikabel sind. Völlig unverständlich ist, dass Ferkel, die im Ausland nach einer in Deutschland nicht zugelassenen Methode kastriert werden, nach Deutschland eingeführt, in Deutschland gemästet und in Deutschland geschlachtet werden können. Wenn es keine praktikable Lösung für die Ferkelkastration gibt, steht die Sauenhaltung in Deutschland vor dem Aus.

Zum aktuellen Diskussionsstand der GAP nach 2020 brachte Herr Stauch nur ein paar kurze Ausführungen, da zu diesem Thema der Referent des Abends noch ausführlicher berichtete. Nach den Überlegungen der EU-Kommission sollen Direktzahlungen zukünftig verbindlich ab einer Höhe von 60.000 Euro stufenweise gekürzt und auf einen jährlichen Maximalbetrag von 100.000 Euro je Betrieb begrenzt werden. Diese Kappung würde nach ersten Schätzungen den Landwirten in Sachsen jährlich bis zu 70 Millionen Euro EU-Mittel entziehen. Eine Anrechnung der Löhne und Gehälter mit Steuern und Sozialabgaben soll die Kappung schmackhaft machen. Die volle Anrechnung ist aber nicht verlässlich und böte zukünftig jede Menge politischen Spielraum, um die Schrauben diesbezüglich anzuziehen. Aus diesem Grund wird jegliche Kappung und Degression strikt abgelehnt! Die Diskussion „Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“ verkennt den eigentlichen Ursprung der Direktzahlungen. Diese sind ein Ausgleich für die deutlich höheren Sozial-, Tierschutz- und Umweltstandards im Vergleich zu Mitbewerbern auf dem Weltmarkt. Die finanziellen Mittel zum Ausgleich dieser Nachteile wurden in den vergangenen Jahren regelmäßig gekürzt. Darüber hinaus wurden ständig zusätzliche Anforderungen und Bedingungen an diese Zahlungen geknüpft.

Ein interessanter Vortrag von Daniel Gellner, Abt. Ltr. Land- und Forstwirtschaft, ländliche Entwicklung (SMUL) zur „GAP nach 2020 – Aktueller Diskussionsstand und sächsische Positionen“ rundete die Versammlung ab. Herr Gellner sprach dabei insbesondere zum Zeitplan, zur Finanzausstattung, zum GAP Strategieplan, zu Sächsischen Positionen und zu den Einflussmöglichkeiten des Berufsstandes.



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