Regionalbauernverband Mittweida e.V.
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19.01.2022

Nun ist die Katze aus dem Sack!

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Gestern haben der selbsternannte „Anwalt der Landwirte“, Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Umweltministerin Steffi Lemke auf einem virtuellen Agrarkongress ihre Vorstellungen zum Umbau der deutschen Landwirtschaft präsentiert.

Obwohl die meisten Landwirte sicher schon mit dem Schlimmsten gerechnet hatten, war das Entsetzen dennoch groß! In demonstrativer Einigkeit wurden Pläne für die Zukunft der Landwirtschaft vorgestellt, die vielen Landwirten die Haare zu Berge stehen lassen, um es höflich auszudrücken! Deutliche Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes, noch strengere Düngevorschriften, eine drastische Verringerung des Tierbestandes, Ausbau der Fläche für den Ökolandbau auf 30 % und vieles mehr!

Für Özdemir hat der Umbau der Tierhaltung oberste Priorität. Förderung für den Tierhaltungsumbau soll an die Verringerung der Tierbestände und eine Anpassung an ein „verträgliches Verhältnis“ zur Betriebsfläche geknüpft werden. Weniger Tiere heißt auch weniger Einkommen für die Bauern, weshalb es dafür Kompensationszahlungen geben müsse, so Özdemir. Diese Einstellung mag ja löblich sein, aber das er es umsetzen kann, dafür fehlt uns der Glaube. Die bisherigen Erfahrungen von uns Landwirten sind leider andere. Viele Bauvorhaben für mehr Tierwohl werden vom Baurecht ausgebremst oder durch Proteste von Bürgerinitiativen massiv behindert. Die wenigsten Tierhalter können von den Einnahmen ihre Familien ernähren, sollen aber massiv investieren. Abbau der Tierbestände und teure Umbauten geben ihnen den Todesstoß! Die einzige Lösung wäre deutlich höhere Erzeugerpreise und damit auch höhere Verbraucherpreise. Seine Absicht sich dafür einzusetzen und mit den LEH´s auseinander zu setzen, ist auch löblich, aber das wollten auch andere vor ihm schon und sind krachend gescheitert. Trotz aller gegenteiligen Beteuerungen bei Meinungsumfragen, haben die meisten Verbraucher bisher immer sehr sensibel, selbst auf geringe Preiserhöhungen bei Lebensmitteln reagiert. Nicht selten kam es zu Auslistungen von Produkten, wenn die Erzeuger die Preise erhöhten bzw. ihre Ware nicht billig genug angeboten hatten.

Landwirtschaftsminister und Umweltministerin im Einklang, wollen auch die EU-Agrarzahlungen schnellstmöglich ändern. Drei Jahre haben die EU-Mitgliedsstaaten über deren Ausgestaltung gestritten und nach langen, zähen Verhandlungen einen Kompromiss gefunden. 2023 soll dieser Kompromiss mit 2-jähriger Verspätung in Kraft treten und nur 1 Jahr später wollen die beiden Grünen Minister wieder alles über den Haufen werfen! Planungssicherheit sieht anders aus.

Leider gibt es noch einen Dritten im Bunde, der auch auf uns Landwirte eindrischt, der Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (auch ein Grüner). Landwirtschaft hat nicht umsonst „Wirtschaft“ im Namen. Vielleicht folgt dieses Dreiertreffen auch noch? Die zukünftige Energiepolitik, die mehrheitlich wiederum auf den Rücken der Landwirte erfolgen wird, führt zur weiteren Versiegelung oder Zweckentfremdung unserer Böden, die unsere wichtigste Produktionsgrundlage sind.

Wie sollen wir Landwirte unter solchen Rahmenbedingungen für eine zuverlässige Versorgung der Bevölkerung mit heimischen Lebensmitteln sorgen??? Das ist doch die eigentliche und allerwichtigste Aufgabe die unser Berufsstand hat – oder etwa nicht?!



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