Regionalbauernverband Mittweida e.V.
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30.01.2023

Dokumentationswahnsinn erreicht neues Niveau

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Ab diesem Jahr sind alle Landwirte mit mehr als 20 Hektar oder 50 Großvieheinheiten verpflichtet, eine Stoffstrombilanz für das komplette Jahr zu erstellen. Das trifft damit auf fast alle Landwirte zu, die ihren Lebensunterhalt mit Landwirtschaft verdienen.

Mit der Stoffstrombilanz werden sämtliche stickstoff- bzw. phosphorhaltigen Produkte, die in den Betrieb geliefert werden bzw. die den Betrieb verlassen erfasst. Die jeweiligen Stickstoff- bzw. Phosphorgehalte der Produkte sind zu ermitteln und gewissenhaft zu dokumentieren.

Dazu müssen beispielsweise alle Futterzukäufe mit Menge, Trockenmassegehalt und den Gehalten an Stickstoff (N) und Phosphor (P) erfasst werden. Dies gilt auch für Koppelprodukte aus der Lebensmittelverarbeitung wie Biertreber, Molke etc.
Sämtliche Produkte, die den Betrieb verlassen, wie Nahrungsgetreide, Raps etc., sind zu erfassen und der in den Produkten enthaltene Stickstoff bzw. Phosphor zu dokumentieren.

Milchviehbetriebe müssen auch den Stickstoff und Phosphor in der verkauften Milch bilanzieren. Die N- und P-Mengen ergeben sich aus der abgelieferten Milchmenge, multipliziert mit den Gehalten an N und P.

Ein weiterer Nährstofffluss der zu dokumentieren ist, sind die Einkäufe und Verkäufe von Tieren. Hier ist neben der Tieranzahl auch das Gewicht der Tiere zu dokumentieren. Bilanziert wird dann mit tabellierten Werten je kg Lebendmasse.
Natürlich kommt es auch mal vor, dass ein Tier im Betrieb stirbt. Auch tote Tiere enthalten natürlich Stickstoff und Phosphor. Deswegen muss auch bei den verstorbenen Tieren das Gewicht ermittelt werden, um die N- und P-Menge penibel genau zu dokumentieren, bevor das Tier der Tierkörperbeseitigungsanstalt übergeben wird!

All dies ist zeitnah und digital zu dokumentieren und auf Verlangen der kontrollierenden Behörde vorzulegen. Damit erreicht der Dokumentationswahnsinn ein neues Niveau. Statt dem seit Jahren geforderten und versprochenen Bürokratieabbau endlich umzusetzen, werden wir immer stärker mit Dokumentationspflichten überhäuft!

Übrigens, auch der menschliche Körper und die menschliche Nahrung enthalten natürlich Stickstoff und Phosphor, der irgendwann in unserer Umwelt landet. Die Bevölkerung ist aber bisher von der Bilanzierung dieser Stoffe noch nicht betroffen. Gott sei Dank werden die meisten sagen. Es reicht ja zu, wenn die Landwirte alles genau aufschreiben müssen! Stellt euch vor, ihr müsstet für euch selbst auch eine jährliche Bilanz erstellen!



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