Regionalbauernverband Mittweida e.V.
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20.02.2023

Überwachungsstaat 4.0?

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Mit der neuen Agrarförderperiode, die am 01. Januar begonnen hat, erreicht die Überwachung unserer Tätigkeit ein ungeahntes Ausmaß. Gemäß einer EU-Verordnung wird das Flächenmonitoring über Satellit als neue Kontrollmethode in der Agrarförderung nun auch in Sachsen eingeführt. Alle mittels Satellitenbildauswertung prüfbaren Fördervoraussetzungen werden auf unseren Flächen regelmäßig kontrolliert und ausgewertet. Nur noch Fördervoraussetzungen, die nicht mittels Satelliten überprüft werden können, werden durch Verwaltungsmitarbeiter vor Ort kontrolliert.

Dreimal wöchentlich liefern Satelliten Bilder von unseren bewirtschafteten Flächen. Dabei können sie genau erfassen, welche Kulturen wir auf welcher Fläche anbauen oder auch wann und wo wir Bestell-, Pflege- oder Erntearbeiten durchgeführt haben. Auch die Einhaltung vorgeschriebener Bewirtschaftungstermine können die Satelliten exakt prüfen! Dabei können auch vorgeschriebene prozentuale Bewirtschaftungsvorgaben am Bildschirm schnell ausgemessen werden. Alle Bilddaten der Satelliten werden mittels Verfahren der Künstlichen Intelligenz (KI) und des maschinellen Lernens (ML) kombiniert und ausgewertet.

Was die Satelliten nicht schaffen, müssen wir Landwirte dann auch noch selbst zuarbeiten. Zukünftig sollen wir beispielsweise Nachweise über das Vorkommen bestimmter Pflanzen auf Umweltflächen in Form von räumlich verorteten (geotagged) Fotos an die Behörde schicken. Diese werden dann in die Kontroll- und Nachweisverfahren einbezogen.

Eine derartig umfangreiche Überwachung ist für uns Landwirte unerträglich und kann auch zu Fehlentscheidungen der Behörden führen. So erhielten vor einigen Monaten zahlreiche Landwirte in Thüringen Post von der Behörde. Ihnen wurden Fehler im Zusammenhang mit der Bewirtschaftung ihrer Flächen vorgeworfen. Wie sich später allerdings herausstellte, hatten nicht die Landwirte Fehler begangen, sondern der Satellit hatte vermutlich einen schlechten Tag und lieferte fehlerhafte Informationen! Vielleicht sollte man sich doch nicht so sehr auf künstliche Intelligenz verlassen und lieber hin und wieder die natürliche Intelligenz nutzen.

Überwachung per Satellit, verschärfte Auflagen und Dokumentationspflichten führen zu einem Übermaß an Bürokratie. Keine andere Berufsgruppe wird so penibel überwacht und sanktioniert, wie wir Landwirte! Dabei wollen wir eigentlich nur unserer Arbeit nachgehen und Lebensmittel produzieren!.



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